Die Wim-Hof-Methode – Teil 1 – Einblick zur Behandlung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED)

Die Wim-Hof-Methode – Teil 1 – Einblick zur Behandlung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED)

Zum ersten Mal wurde ich 2020 auf den Holländer Wim Hof aufmerksam, als der Hirnforscher, Stresshacker und zertifizierte Instruktor der Wim-Hof-Methode (WHM) Dr. Matthias Wittfoth auf dem “Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa Onlinekongress” darüber sprach, dass man mit der WHM das Immunsystem stärken, Entzündungen herunterfahren und den Körper wieder in eine gesunde Balance bringen könne. Ich hatte die WHM insbesondere im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen seither im Hinterkopf behalten und schreibe diesen Beitrag, weil die WHM neben der SCD und der GAPS-Diät ein weiteres wichtiges natürliches und nebenwirkungsfreies Tool für CED-Patienten darstellen könnte.

Meine eigenen Erfahrungen mit der WHM

Der WHM werden so viele positive Auswirkungen auf Körper, Geist und Seele zugeschrieben, dass man sich wirklich fragt, warum man nicht gleich mit deren Anwendung beginnt und die Vorteile für sich nutzt. Die WHM reduziert Stress und führt zu mehr innerer Ruhe. Mit der WHM kann eine Steigerung von Gesundheit, Vitalität und Lebensfreude erreicht werden und dies, ohne dass einem dadurch irgendwelche Kosten entstehen.

Ich selbst praktiziere die Atemtechnik übrigens jeden Morgen und sie ist inzwischen zu meiner täglichen Routine geworden. Ich habe den Eindruck, dass ich dadurch wesentlich ausgeglichener und gelassener geworden bin. Ich nutze die spezielle Atemtechnik als Einstieg in  meine Morgenmeditation, weil das Gehirn danach bereits etwas heruntergefahren und schon gut für das Meditieren vorbereitet ist. Die WHM selbst kann jedoch auch schon als eine Art Meditation betrachtet werden, die es ermöglicht, eine größere Verbundenheit mit seiner eigentlichen Natur und seinem höheren Selbst zu spüren und zu fördern.

Mit den Kälteanwendungen, die ebenfalls zur WHM gehören, tue ich mich etwas schwerer – das gebe ich ganz ehrlich zu –, aber ich arbeite daran, mich nach der warmen Dusche aus meiner Komfortzone zu bewegen, den Temperaturregler herunterzufahren und das kalte Wasser auszuhalten.

Mit der WHM aus der Komfortzone

Prinzipiell ist es bei der WHM so, dass der Körper durch die spezielle Atemtechnik oder die Exposition gegenüber Kälte kurzzeitig gestresst und aus seinem Gleichgewicht und seiner Komfortzone gebracht wird. Dadurch wird unser Körper gefordert und dazu gezwungen, sich selbst zu regulieren, wofür er auch ausgerichtet ist. Leider scheinen jedoch immer mehr Menschen die Fähigkeit zur Selbstregulation zu verlieren, was zu körperlichen und psychischen Symptomen und Erkrankungen führen kann. Die WHM kann präventiv, aber auch therapeutisch eingesetzt werden, und wir können damit unsere Selbstheilungskräfte unterstützen.

Heilen mit der WHM

Es existieren zahlreiche anekdotische Beweise (Fallbeispiele) dafür, dass Patienten mit Hilfe der WHM ihre Erkrankungen in Remission bringen, umkehren oder sogar heilen konnten. Diese Menschen litten beispielsweise unter Autoimmunerkrankungen (z. B. Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, rheumatoide Arthritis, multiple Sklerose oder Asthma), Krebs oder psychischen Erkrankungen (wie Depression, Angststörung oder bipolare Störung). Einige Betroffene, die eine Heilung erfahren haben, ließen sich selbst zu WHM-Trainern ausbilden, um zur weiteren Verbreitung der Methode beizutragen.

Einer von ihnen ist der Life-Coach und WHM-Trainer Richard Ayling, der sich nach seiner Colitis-ulcerosa-Diagnose nicht damit abfinden wollte, lebenslänglich krank und von Medikamenten abhängig zu sein. Er nahm seine Behandlung durch Veränderungen seines Lifestyles und seiner Diät selbst in die Hand und hatte sehr gute Erfolge damit. Die WHM stellte für ihn jedoch den letzten Baustein zum vollständigen Zurückerlangen seiner Gesundheit dar – darüber spricht er ausführlich in diesem Podcast.

Der “Eismann”

Der 1959 geborene Wim Hof wurde viele Jahre lang als eine Art Jahrmarktsensation belächelt und als Freak oder bestenfalls als eine genetische Anomalie abgetan. Er hat über zwei Duzend Weltrekorde aufgestellt, die fast alle mit dem Aushalten von extremer Kälte zu tun haben. Er hält zum Beispiel den Weltrekord für das längste Eisbad mit 1 Stunde, 52 Minuten und 42 Sekunden. Es ist also nicht verwunderlich, dass er den Spitznamen “the Iceman” erhalten hat. Wim Hof ist inzwischen international bekannt und seine Methode wird in zahlreichen Ländern gelehrt und praktiziert. Kälteanwendungen und das Anwenden bestimmter Atemtechniken sind an und für sich nichts Neues. Wim Hofs Atemtechnik geht auf die sogenannte Tummo-Meditation zurück, die tibetanische Mönche bereits seit Jahrtausenden nutzten, um ihre Körpertemperatur zu erhöhen oder das “innere Feuer” zu stimulieren. Wim Hof hat daraus jedoch eine einfache Methode entwickelt, die im Prinzip von jedem angewendet werden kann. (Bitte die Warnhinweise am Ende von Teil II des WHM-Beitrags beachten.)

Die WHM in der Forschung

Durch seine extremen Leistungen hat Wim Hof einige medizinische Dogmen ins Wanken gebracht und konnte dadurch auch die Neugierde von Wissenschaftlern auf sich ziehen. Inzwischen wurden einige Studien an namhaften Universitäten durchgeführt, die verschiedene Aspekte der WHM und ihr Potential für die Prävention und Heilung diverser Krankheiten untersuchten. Die Forschungsergebnisse wurden in einigen der renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften veröffentlicht. Eine dieser Studien stellt die 2014 durchgeführte “Endotoxin-Studie” dar, bei der Wim Hof beweisen konnte, dass er durch sein Training sein sympathisches Nervensystem und sein Immunsystem beeinflussen kann. Dies wurde bisher unter Medizinern für unmöglich gehalten.

Es zeigte sich, dass bei Wim Hof nach der Injektion des Krankheitserregers E. coli die üblichen Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen ausblieben. Labortests ergaben, dass die pro-inflammatorischen Mediatoren Tumor-Nekrosefaktor (TNF)-Alpha, Interleukin IL-6 und IL-8 in seinem Blut herunter reguliert waren, während das anti-inflammatorische Protein IL-10 verstärkt vorhanden war. Wim Hof erklärt hierzu:

“Die Blutergebnisse zeigten also, dass ich die inflammatorischen Marker IL-6 und IL-8 unterdrückte. Dies ist so bedeutsam wegen der starken Verbreitung und ungeheuerlichen Kosten von IL-6 unterdrückenden, “biologischen”, injizierbaren Medikamenten, die bei immer mehr Menschen mit Autoimmunerkrankungen wie multipler Sklerose oder rheumatoider Arthritis zum Einsatz kommen und auf die die Betroffenen bauen.”[1]

Die oben genannte Studie wurde mit einer Gruppe von Personen wiederholt, die Wim Hof in nur vier Tagen mit seiner Methode trainiert hatte. Zur Vorbereitung auf die Studie gehörten eine bestimmte Art zu Meditieren, das Praktizieren der speziellen Atemtechnik und Kälteanwendungen. Die Studienergebnisse dieser Vergleichsgruppe glichen jenen der vorher mit Wim Hof durchgeführten Studie.

Bewusster Einfluss auf den Sympathikus und das Immunsystem

Am Ende der Endotoxin-Studie heißt es zusammenfassend, dass das sympathische Nervensystem und das Immunsystem willentlich beeinflusst werden können und zwar mit Techniken, die relativ einfach und innerhalb kurzer Zeit erlernbar seien. Deshalb bestehe die Möglichkeit, dass dieses Ergebnis wichtige Implikationen für die Behandlung zahlreicher Krankheiten habe, die mit einer exzessiven und anhaltenden Entzündungsaktivität in Verbindung stehen, wie dies insbesondere bei Autoimmunerkrankungen der Fall sei.[2]

Wim Hof ist enttäuscht darüber, dass das wissenschaftliche und medizinische Establishment nicht mehr Interesse an seiner Methode zeigt, denn alle bisher durchgeführten Studien bestätigten, dass “wir weitaus mehr Einfluss auf Erkrankungen haben, sowohl mental als auch physisch, als wir es jemals für möglich gehalten haben.[3] Die Vorstellung, dass auch noch andere Behandlungsmöglichkeiten existieren als der Einsatz von Medikamenten, könnte für manche Vertreter des medizinischen Establishments vielleicht eine Bedrohung darstellen und nicht im Einklang mit ihren kommerziellen Interessen stehen, vermutet er. “Ich würde gerne glauben, dass unsere Ziele übereinstimmen und dass wir gemeinsam für das Wohl der Menschheit arbeiten können. Und ist dies nicht das Herzstück des Hippokratischen Eids, den alle Ärzte leisten müssen?”, so Wim Hof. “Aber stehen wir aufs Heilen oder auf Medikamente? […] Wenn wir aufs Heilen stehen, dann packen wir’s an […]”[4], lautet seine Devise.

Wie die WHM in der Praxis aussieht und in welchen Fällen Vorsicht geboten ist, erfahrt ihr in Teil 2.


Quellen:
[1] Wim Hof, The Wim Hof Method – Activate Your Potential, Transcend Your Limits, Rider; 1st Edition, London, 2020, S. 66. (Deutscher Titel: “Die Wim Hof Methode – Sprenge deine Grenzen und aktiviere dein volles Potential”)
[2] Voluntary activation of the sympathetic nervous system and attenuation of the innate immune response in humans. Published online 2014 May 5. doi: 10.1073/pnas.1322174111
[3] Wim Hof, The Wim Hof Method – Activate Your Potential, Transcend Your Limits, Rider; 1st Edition, London, 2020, S. 128. (Deutscher Titel: “Die Wim Hof Methode – Sprenge deine Grenzen und aktiviere dein volles Potential”)
[4] Ebd, S. 128.

Beitragsbild gefunden auf pexels.com, Fotograf: Till Daling