Vergleich der SCD und low-FODMAP-Diät

Vergleich der SCD und low-FODMAP-Diät

Gastbeitrag und Werbung

In dem Rezept Sommerlicher Orangensalat hatte ich bereits angekündigt, dass du in Kürze etwas über den Vergleich zwischen der SCD und der FODMAP-Diät hier lesen wirst. In diesem Gastbeitrag geht es darum, was FODMAP bedeutet, wo die Unterschiede zur SCD liegen und wo es Gemeinsamkeiten gibt. Eine Kombination aus SCD und FODMAP ist möglich und könnte das fehlende Puzzlestück zum Erfolg sein, falls du eigentlich entzündungsfrei bist, jedoch noch immer von Beschwerden wie Gasen, Krämpfen oder weichen Stühlen bzw. Durchfällen geplagt bist. Seit fast zwei Wochen meide ich FODMAP-reiche SCD-Lebensmittel, da bei mir nach einer Antibiotikabehandlung im April einige Beschwerden zurückgekommen sind, die ich schon lange nicht mehr hatte. Durch das Weglassen FODMAP-reicher SCD-Lebensmittel ging es mir fast schlagartig wieder besser. Über meine Erfahrungen zu FODMAP und SCD werde ich bald berichten, heute geht es um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten dieser beiden Ernährungsformen.


Was sind die Unterschiede beider Ernährungsformen?

Dies ist ein Gast-Beitrag von dem Arzt André Sommer, der die ganzheitliche Praxis Cara Care betreibt, die in ganz Deutschland mit einer neuen Therapieform Verdauungserkrankungen und Nahrungsmittelintoleranzen behandelt. Das Therapieprogramm wird von allen gesetzlichen Kassen erstattet.

Die SCD (Specific Carbohydrate Diet) und die low-FODMAP (fermentable Oligo, -Di-, and Monosaccharide and Polyole) Diät sind Ernährungsformen, die bei Reizdarmsyndrom oder chronisch entzündlicher Darmerkrankungen Erleichterung schaffen können. Beide Ernährungsweisen konzentrieren sich auf schwer verdaubare Kohlenhydrate und grenzen diese bei der Lebensmittelauswahl ein. Der große Unterschied beider Ernährungsformen liegt in der Auswahl der „erlaubten“ Lebensmittel.

Was ist das Besondere der SCD-Diät?

Die SCD, oder spezielle Kohlenhydrat-Diät, ist eine reizarme Ernährungsweise, bei der Lebensmittel aus Zwei- und Mehrfachzucker gemieden werden sollen. Das heißt, bei langkettigen Kohlenhydraten, wie alle stärkehaltigen Lebensmittel, ist Vorsicht geboten. Diese Lebensmittelgruppe beinhaltet Getreide, Getreideprodukte und stärkehaltiges Gemüse wie Kartoffeln und Süßkartoffeln. Erlaubt sind einfache Kohlenhydrate, Proteine und Fette:

  • Gemüse
  • Obst
  • Honig
  • Fleisch, Fisch, Eier
  • Bestimmte Käsesorten und selbstgemachter Joghurt (beides laktosefrei)
  • Nüsse, Kerne und Samen

Langkettige Kohlenhydrate werden im Darm zu einfachen Kohlenhydraten aufgespalten, damit diese von der Darmschleimhaut aufgenommen und dem Blutkreislauf zur Verfügung gestellt werden können. Man geht davon aus, dass die Spaltung der langkettigen Kohlenhydrate einem gereizten oder entzündeten Darm Probleme bereiten kann. Deswegen kann die Nahrung nicht vollständig gespalten und verdaut in den Dickdarm gelangen, wo sie von Bakterien abgebaut wird, welches zu Gasen, Krämpfen und Durchfall führen kann. Die Ernährungsumstellung sollte mit der Intro-Diät beginnen, bei der strikt nur wenige, reizarme Lebensmittel verzehrt werden dürfen. Nach und nach werden, je nach individueller Verträglichkeit, andere „erlaubte“ Lebensmittel wieder integriert.

Was steckt hinter der Low FODMAP Diät?

Ähnlich wie bei der SCD-Diät muss auch bei der low-FODMAP-Ernährung auf bestimmte Kohlenhydrate geachtet werden. Allerdings nicht auf die langkettigen Polysaccharide, sondern auf die fermentierbaren Oligo-, Di-,  und Monosaccharide, sowie auf bestimmte Zuckeraustauschstoffe, die Polyole. Die Einfachzucker und Polyole können bei einem empfindlichen, gereizten oder entzündeten Darm unter Umständen nicht oder nur unzureichend aufgenommen werden. Sie gelangen in den Dickdarm und können dort durch Fermentation zu Verdauungsproblemen führen.

Die FODMAPs sind einfache Kohlenhydratverbindungen sowie Zuckeraustauschstoffe und kommen in verschiedenen Lebensmitteln vor:

  • Oligosaccharide (mittelkettige Kohlenhydrate): Am besten meiden, z.B. Weizen, Hülsenfrüchte, einige Gemüsesorten (z.B. Zwiebeln) Inulin und FOS (oft als Lebensmittelzusatzstoffe)
  • Disaccharide (Zweifachzucker): Vollständige Vermeidung nicht zwingend notwendig, z.B. Laktose in Milchprodukten
  • Monosaccharide (Einfachzucker): Besonders bei Fructose aufpassen, z.B. verschiedene Früchte, Honig, Süßigkeiten
  • Polyole (Zuckeraustauschstoff): Künstlich als Zuckerersatz oder auch natürlich enthalten in einigen Obstsorten und Gemüse, z.B. Sorbit, Xylit, Maltit

Nach einer mehrwöchigen Restriktionsphase, in der nur FODMAP-arme Lebensmittel verzehrt werden, dürfen später schrittweise auch wieder FODMAP-reiche Lebensmittel in die Ernährung integriert werden. Dabei wird auf Unverträglichkeiten geachtet und eine individuell verträgliche Ernährungsweise zusammengestellt.

Worin unterscheiden sich die SCD und low FODMAP Ernährungsweisen?

Beide Ernährungsweisen haben den gleichen Ansatz: Durch das Meiden bestimmter Kohlenhydrate, sollen Verdauungsbeschwerden gelindert werden. Dabei verfolgen sie auch die gleiche Annahme: Die problematischen Kohlenhydratverbindungen können im Dünndarm nicht vollständig verdaut und aufgenommen werden, sodass sie in den Dickdarm gelangen und dort von Bakterien abgebaut werden, welches zu Verdauungsproblemen führen kann. Der entscheidende Unterschied besteht allerdings darin welche Kohlenhydrate gemieden werden sollen. Bei der SCD-Diät sind es die langkettigen Kohlenhydrate und bei der low FODMAP Diät sind es die fermentierbaren Kohlenhydrate, die FODMAPs. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass bei der SCD-Ernährungsweise die „nicht erlaubten“ Lebensmittel dauerhaft aus der Ernährung gestrichen werden sollen. Es ist eine langfristige Ernährungsumstellung. Bei der low FODMAP Ernährungsweise ist es das Ziel, auch FODMAP-reiche Lebensmittel je nach Verträglichkeit wieder im Speiseplan zu integrieren. Auf einen Blick:

SCD-Diät Low-FODMAP-Diät
Problematische Kohlenhydrate Zwei- und Mehrfachzucker, Polysaccharide (Stärke) Bestimmte kurzkettige Zucker, die fermentierbaren Oligo-, Di- und Monosaccharite. Außerdem bestimmte Polyole (Zuckeraustauschstoff)
Hintergrund Langkettige Kohlenhydrate werden im Dünndarm nicht ausreichend gespalten und gelangen in den Dickdarm. Dort werden sie  von Darmbakterien abgebaut, welches zu Verdauungsproblemen führen kann Die FODMAPs können im Dünndarm nicht ausreichend aufgenommen werden und gelangen in den Dickdarm. Dort werden sie  von Darmbakterien abgebaut, welches zu Verdauungsproblemen führen kann
Durchführung der Diät Introdiät mit sehr begrenzter Lebensmittelauswahl, dann langsame Wiedereinführung der erlaubten Lebensmittel Restriktionsphase mit ausschließlich FODMAP- armen Lebensmitteln, dann individuelle Einführung verschiedener FODMAP- reicher Lebensmittel
Ziel der Ernährungsumstellung Durch eine langfristige Ernährungsumstellung (langkettige Kohlenhydrate meiden) sollen Verdauungsbeschwerden / Symptome verbessert werden Entlastung des Magen-Darm-Traktes während der Restriktionsphase und anschließend Aufbau einer individuell verträglichen Ernährungsweise

 

Was bedeutet das für mich? Wonach sollte ich mich richten?

Welche Ernährungsweise die Richtige ist und in Bezug auf Symptomverringerung der anderen Diät überlegen ist, kann so pauschal nicht beantwortet werden, da die Studienlage noch keine eindeutigen Schlussfolgerungen zulässt. Einige vielversprechende Studienergebnisse bezüglich beider Ernährungsweisen lassen hoffen, allerdings steckt die Forschung hier noch in den Kinderschuhen.

Letztendlich ist die Ernährung eine individuelle Angelegenheit, die jeder für sich selber herausfinden sollte. Positive Studienergebnisse und Fallbeispiele beider Ernährungsweisen sollten ermutigen sich mit dem Thema weiter auseinanderzusetzten und eine Ernährungsumstellung auszuprobieren.


Gast-Autor:

Ich heiße André Sommer und arbeite als Arzt in Berlin. Zusammen mit einem Team aus Ärzten, Psychologen und Ernährungsberatern möchten wir Licht in den Informationsdschungel bringen. Neben der Seite Reizdarm.one haben wir einen Therapiekurs entwickelt, mit dem Betroffene die Ursachen und Zusammenhänge für Bauchprobleme herausfinden können: Hier klicken für Informationen zum Therapiekurs.*

 

 

 


Quellen:
Hou, J., Lee, D., Lewis, J. (2014) Diet and inflammatory Bowel Disease: Review of Patient-targeted Recommendations, in: Clinical Gastroenterology and Hepatology, Vol. 12, S. 1592-1600
Pourmand, H., Esmaillzadeh, A. (2017) Consumption of a Low Fermentable Oligo-, Di-, Mono-saccharides, and Polyols Diet and Irritable Bowel Syndrome: A Systematic Review, in: International Journey of Preventive Medicine, Vol. 8, Nr. 104
Eswaran, S., et al. (2017) Nutrition in the management of gastrointestinal diseases and disorders: the evidence for the low FODMAP diet, in: Current Opinion in Pharmacology, Vol. 37, S. 151-157
McCormick, N., Logomarsino, J.V. (2017) The Specific Carbohydrate Diet in the Treatment of Crohn’s Disease: A Systematic Review, in: Journal of Gastroenterology and Hepatology Research


* Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit reizdarm.one und Cara Care und enthält einen Affiliate-Link. Wenn du ihn anklickst und dich für eine Ernährungsberatung anmeldest, erhalte ich eine kleine Provision. Du unterstützt damit meine Arbeit an diesem Blog. Mehrkosten entstehen dir dafür nicht.