Darm mit Charme

Darm mit Charme

Kennst du eigentlich das Buch Darm mit Charme? Ich hatte schon oft davon gehört, aber es hat mich nie gereizt, es zu kaufen und zu lesen. Als es 2014 rauskam und ein Bestseller wurde, sah man es an jeder Ecke. Ich fragte mich immer nur: „Was soll der ganze Hype darum?“

Irgendwann kamen andere Bestseller und das Buch verschwand von seiner prominenten Position im Eingangsbereich eines jeden Buchladens. Doch dann sah ich es in einer Drogerie kurz vor Weihnachten 2015 auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken wieder. Diesmal blieb ich stehen und las mir die Beschreibung auf der Buchrückseite durch. Das war zu der Zeit, als ich mich schon drei Monate nach der Speziellen Kohlenhydrat-Diät ernährte und merkte, wie gut mir diese Ernährung tat. Ich war für das Thema Darm nun sensibilisiert. Oft ist es doch so, dass bestimmte Bücher nur zu bestimmten Zeitpunkten im Leben gelesen werden können. Und bei mir war damals die Zeit gekommen.

Wer ist Giulia Enders?

Die Autorin, geboren 1990, ist Medizinstudentin und hat ein Lieblingsorgan: Den Darm. Sie nahm 2012 mit ihrem Vortrag „Darm mit Charme“ am Freiburger Science Slam teil und gewann dort den 1. Preis.

Wenn du dir das Video zu ihrem Vortrag angeschaut hast, dann hast du eine genaue Vorstellung darüber, welchen Ton Giulia Enders in ihrem Buch verwendet. Sie schreibt so, wie sie auf dem Science Slam spricht. Ob dir das nun gefällt oder nicht, bleibt dir überlassen.

Worum geht es in dem Buch?

Sie fällt auch gleich mal mit der Tür ins Haus und fragt: „Wie geht kacken?“ Gibt es einen besseren Weg, um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, als gleich mal über das große Geschäft zu reden, das noch ein sehr großes Tabuthema ist? Sie erklärt, warum die Mehrheit von uns falsch auf dem Klo sitzt und weshalb dann unsere „Hämorrhoiden aus dem Arsch baumeln“. Und falls man ihre Erklärung nicht versteht, finden sich im ganzen Buch veranschaulichende Skizze von ihrer Schwester Jill Enders.

Im ersten Teil des Buches, das auch „Darm mit Charme“ heißt, führt sie uns durch alle Bereiche des Verdauungstraktes und erklärt, was dort passiert: Von der Speiseröhre, zum Magen, über den Dünndarm, vorbei am Blinddarm und zum Schluss zum Dickdarm.

Am Ende dieses Teils beantwortet sie die Frage, wie eigentlich der richtige Stuhl aussieht. Wer ständig Darmprobleme hat, seien es Verstopfungen oder Durchfall, schaut schon mal öfters nach, was da am Ende wieder heraus kommt. Anhand von Form und Farbe und gezeichneten Bildchen zeigt sie auf, was noch normal ist und ab wann man doch besser einen Arzt aufsuchen sollte.

Der zweite Teil des Buches lautet „Das Nervensystems des Darms“. Hier geht sie detaillierter darauf ein, was an den einzelnen Stationen, an denen das Essen vorbeikommt, genau passiert und warum es zu Erbrechen, saurem Aufstoßen und Verstopfung kommt. Das alles bewirken Nerven und Reize, welche die Kommunikation zwischen Hirn und Darm ermöglichen. Diese zwei Organe stehen nämlich sehr eng miteinander in Verbindung. Wie eng diese Verbindung ist und wie stark ein kranker Darm unsere Gefühle und Gedanken beeinflussen kann, erklärt sie in diesem Kapitel. Sie geht auf das Thema Reizdarm-Syndrom, Ängste und Depressionen ein und erklärt, wie Stress sich auf die Verdauung auswirkt.

Im letzten Teil des Buches über die Welt der Mikroben führt sie uns in den Kosmos der Darmflora. Bakterien bewirken, dass wir einen Geruch haben – sei er nun angenehm oder unangenehm. Bakterien bestimmen unsere Blutgruppe. Sie beeinflussen außerdem unser Immunsystem. Bei Nervenkrankheiten, Depressionen oder chronisch Darmproblemen liegt ein verändertes Bakterienverhältnis im Darm vor. Und ganz spannend sind die Erkenntnisse, wie sich die Darmflora nach unserer Geburt aufbaut und warum die Darmflora eines Kindes, das auf normalem Weg auf die Welt kommt, sich schneller entwickelt als bei Kindern, die per Kaiserschnitt geholt werden. Nicht zu vergessen sind die Erkenntnisse und Forschungen über die Parasiten und Übeltäter, die in uns leben und Einfluss auf unser Verhalten haben können.

Fazit

Es ist ein lesenswertes Buch voller Aha-Effekte über ein tatsächlich faszinierendes Organ. Die Sprache ist verständlich und witzig. Das finde ich fast überwiegend gut, es gibt nur ein paar wenige Stellen, an denen mir diese Sprache dann zu viel wird.

Giulia Enders sagt, dass sie sich in den Darm verliebt habe, dass er ein unterschätztes Organ sei. Und da kann ich ihr nach dem Lesen des Buches und nach all den gesammelten Erkenntnissen über Ernährung und ihren Einfluss auf den Darm nur zustimmen.

Ich bin froh, dass sie dieses Buch geschrieben hat und eine Lanze für den Darm bricht. Alles was er tut, von den Geräuschen über die Gerüche und Ausscheidungsprodukte, ist bis ins kleinste Detail durchdacht. Neu sind die Erkenntnisse über die starke Verbindung zwischen Hirn und Darm. Es wird immer ersichtlicher und nachvollziehbarer, warum Mangelerscheinungen und Entzündungen oder Fehlfunktionen im Darm sich auf Psyche, Nerven, Stimmung und Konzentrationsfähigkeit des Menschen auswirken. Warum ein kranker Darm verschiedene andere Krankheiten nach sich zieht.

Da Giulia Enders vor allem auch von dem Mikrobiom in uns fasziniert ist, schließt sie ihr Buch mit den Worten: „Wenn Gutes und Schlechtes in einem richtigen Verhältnis steht, kann uns das Schlechte abhärten, während das Gute uns pflegt und gesund hält.“


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